Wintersportweltmeisterschaften - unter „Grünen Bedingungen“
Biathlon in Oberhof/ Ski Nordisch in Planica  Ist das noch Wintersport, der in unsere Umwelt passt?

Es steht außer Frage, dass ich ein aktiver Wintersportler seit nun gleich 60 Jahren bin. Meine Kindheit war vom Wintersport geprägt. Unsere ganze Familie war durch unseren Vater  im Wintersport integriert. Ich wurde nordisch Kombinierter. Also Skispringen und Langlaufen. Im Sommer wurde als Ausgleich Handball gespielt. Dann kam das Ganzjahrestraining. Im Winter gab es ein reines Schneetraining. Im Sommer kamen Athletik, Kraft, Skiroller, Wasserski, Crosslauf  u.v.m. hinzu. Dabei waren kürzere sowie längere Winter oder einfallende Tauwetter kein Problem.
Aber der Winter hat sich in den letzten Jahren grundlegend geändert. Ich denke, das hat nun mittlerweile Jeder mitbekommen. Vor allem in den Mittelgebirgen, wo wir fast keine Schneegarantie mehr haben. Selbst in Bergeshöhen bis über 2000m Höhe ist die Schneesituation kritisch. Ohne künstliche Beschneiung geht vielerorts gar nichts mehr. Und damit fangen die Probleme an.
Es ist ja mittlerweile keine Beschneiung im Sinne einer Schneeergänzung zu dem nur nicht in vollem Maße gefallenem Naturschnee. Nein, mittlerweile ist es oft so, dass nur noch komplett auf Kunstschnee gelaufen oder gefahren werden muss, weil gar kein Naturschnee mehr vorhanden ist. Und da muss man den Sinn der Sache wirklich hinterfragen. Ist es wirklich sooo wichtig, dass ein paar privilegierte (ca.25) Rennläuferinnen zu einer Weltmeisterschaft in Frankreich einen Alpinehang mit Schnee belegt bekommen, wo Hunderttausende Liter Wasser mit Hunderten Kilowattstunden zu Eisschnee verblasen werden? Wenn Langlaufrennen durch Alpentäler gezogen werden, wo es schon wochenlang keinen Schneefall mehr gab. Wo man nur auf Tausende Tonnen Kunstschnee angewiesen ist. Wo ist der Sinn im Skispringen, wenn man auf einer Edelstahlspur anfährt und einen Kunstschnee präparierten Hang aufschüttet, damit der Skispringer auf einer Eisschneedecke landet. Und drum herum ist alles grün und es herrschen Temperaturen um 10 Grad. Wenn man Tausende Helfer und Kampfrichter mobilisieren muss, um solche Faschingsspektakel zu organisieren. Wem nutzt solch eine Gaukelei. Und wo steckt der Sinn, Skihänge wochenlang zu beschneien um ein paar zahlungsfähigen Touristen einen Funurlaub mit Winterflair zu bieten?  Ja, es ist bedauerlich, dass wir Wintersportler so beschnitten werden. Aber jedem sollte mittlerweile klar sein, das die Klimaveränderungen nicht von einem Tag auf den anderen gekommen sind.
Die fatale, kapitalorientierte Denkweise der Politik und des Kapitals und die gnadenlose Ausbeutung unserer gesicherten Naturressourcen der letzten Jahrzehnte haben uns in diese Situation gebracht. Da können Wissenschaftler und Geologen forschen sowie Physiker und Umweltschützer mahnen, dass wir kurz vor einem Klimakollaps stehen. Wen interessiert das schon auf dieser Welt? Am wenigsten die Mächtigsten, die Verantwortungsträger auf dieser Welt. Denn wir machen genau so weiter, wie immer. Deshalb wird sich leider auch in naher Zukunft an der weiteren Verschlechterung des Klimas nichts ändern. Da hilft uns auch die Anschaffung von Millionen von Elektroautos nicht aus dem Teufelskreis, wenn in anderen Regionen der Welt Krieg und Verderben unserem Klima einen weiteren Todesstoß verpassen.
Weshalb sind aber die Hauptverantwortlichen im Sport auf dieser Welt auch so unverantwortlich und arrogant, dass man genau so weitermacht wie immer? Den Bauern in Italien und Österreich fehlt das Wasser auf ihren Plantagen. Damit fehlt auch bald der Bevölkerung das eine oder andere Nahrungsmittel, wie bereits in England. Aber im Winter belegen wir die Loipen und Pisten mit diesem nun langsam knapp werdenden Wasser. Was ist nun wichtiger. Leben oder Natur? Oder ist es wirklich die größte Nebensache der Welt, der Sport. Um Geschäfte zu machen, da ist die Antwort klar. Auch das dumme Gerede vom „Grünen Sport“ oder von „Grünen Weltmeisterschaften“ ist nur eine scheinheilige Schutzbehauptung. Nur weil ich meinen Jagertee, oder mein Bier aus einem Pappbecher trinke oder ich ein paar kleine Baumsetzlinge verschenke, ist die Umwelt damit nicht gerettet. Das ist nicht mal ein Anfang. Das ist einfach nur eine Lüge. Das einzige was grün ist an diesen Veranstaltungen sind die Hänge und Berge rund um die Sportstätten der Vier Schanzentournee, der Tour de Ski und den letzten Wintersportweltmeisterschaften. Aber das interessiert keinen. Denn es wird weiterhin gnadenlos kassiert. An Übertragungsrechten, an Sponsorengeldern und, und, und. Eine kleine privilegierte Reichenwelt, die sich eine goldene Nase verdient, auf Kosten unserer Natur und unserer Mitmenschen. Solange wir tausende von Flügen und hunderttausende Kilometer mit Bussen und PKW absolvieren müssen, um rund um den Globus Welt- Cups und Meisterschaften stattfinden zu lassen, können und wollen wir unsere Umwelt gar nicht schützen oder vielleicht sogar retten. Eine erste Maßnahme wäre zum Beispiel: Wintersport findet nur noch dort statt, wo genügend und aufwandfrei Schnee zur Verfügung steht. Da werden 80 Millionen Euro für die Durchführung einer Weltmeisterschaft im Biathlon in Oberhof ausgegeben. Über 1000 Kampfrichter waren bei diesem Spektakel im Einsatz. Dabei wurden 12 Titel in 7 Disziplinen vergeben. Wie teuer ist da eine WM Medaille??? 16 Nationen starteten bei den Frauen und 20 Nationen bei den Männern in der Staffel bei 195 Nationen auf der Welt. Stellt sich da überhaupt niemand irgendwelche Fragen? Deutschland gewinnt ganze drei Medaillen. Wie teuer war da eine Medaille für unser Land? In Oberhof wurde extra als Schneereserve eine Schneehalle gebaut, wo über das ganze Jahr hin Schnee konserviert wird, damit dieser dann im Winter auf die Wettkampfstrecken geschoben werden kann, weil nicht mehr ausreichend Schnee in Thüringen im Winter zur Verfügung steht. Wer trägt diese Kosten in der jetzigen, unerträglichen Energiekrise???  Man rechnete in Oberhof mit 150.000 Zuschauern an den neun Wettkampftagen. Wenn man den Durchschnitt aller Karten an den Wettkampftagen nimmt, kommt man auf etwa 100.- Euro pro Karte. Jetzt kann jeder selber rechnen. Wer zahlt die Unsumme von den am Ende fehlenden 65 Millionen? Der Dumme. Der Steuerzahler. Und so könnte man alle Wintersportweltmeisterschaften aufrechnen. Vor allem hier in Mitteleuropa. Das ist ein zig millionenfaches Minusgeschäft, was für ein paar privilegierte Sportler, der Politik und der Selbstverherrlichung veranstaltet wird. Ein Gewinn allerdings für die Geschäftemacher. Aber am meisten leidet unsere Umwelt und Natur darunter. Denn die hat von solchen Maßnahmen überhaupt nichts und die kann man damit auch nicht mehr retten. Und vor allem nicht mit abgedroschenen, beschwichtigenden Worten der Politik in den Medien. Mit diesen fehlinvestierten, unsagbar vielen Millionen Euro rund um den Globus könnte mal wahrlich viel erreichen, wenn man das nur wollte. Auch wenn der Oberhofer Bürgermeister und der Ministerpräsident von Thüringen diese 80 Millionen Euro als sehr gute Investition für den Tourismus in die Zukunft für Thüringen anpreisen, wissen schon viele Menschen, dass diese Behauptung nur ein kleines Stück Wahrheit ist und vor allem kein Lösungsansatz der weiter auf uns zukommenden Umweltproblematiken.  

Volker Heinrich                                                                     Februar 2023


PSV Zittau e.V. Abteilung Ski